Historisches Starkbier aus Köln
Wir befinden uns etwa im 17. Jahrhundert in Köln. Gang und Gebe in dieser Zeit war das sogenannte Keutebier, dass mit Gruit und Gewürzen gebraut wurde. In Köln gab es die Zünfte und Gilden, die Vorherrschaft auf den Rohstoffen hatten. Das sogenannte „Knuppbier“ oder Dollbier trieb sein Unwesen, denn da es relativ stark eingebraut wurde, sowie mit betörenden Kräutern wie Bilsenkraut versehen war, verbot der Kölner Rat die „Knuppereien“ , die damaligen Saufgelage, aufgrund des höher Prozentigen „Knupps“. Zudem war ja schon in der Kölner Brauer Kooperation festgelegt worden, dass die Biere nur obergärig sein durften. So verschleppte es das Knupp über die Stadtgrenze, wo es dann doch weiter die Runde machte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte sich dann aber das klarere, Kölschbier durch und es war lange ruhig um das Kölsche Knupp! Aber heute wird es wieder als Spezialität weniger Brauereien, nach altem Rezept versucht. So auch von der Mikrobrauerei Heinenhof aus Pulheim, von der ich heute dann ein historisches Bier im Glas habe.
Brauer und Biersommelier Michael Roeßgen produziert hier auf einem Gehöft seit 2017 Bier. Auf der kleinen Brauanlage werden historische, aber auch moderne Bierstile eingebraut.
Aufgrund meiner Kursarbeit zum International Beersommelier über Köln, war ich auf der Suche nach historischen Bieren für dieses Thema und bin froh, dass ich die Möglichkeit habe dafür dieses Bier auch hier vorstellen zu können. Die „süffige Sünde“ ist wie schon erwähnt ein Kölnisches Knupp, mit Wiener, Münchener, Hafer-, Rauch- und Karamellmalz, Weizenmalz, Röstmalz (Café Light Malt Chocolate-Malt) und den Hopfen Northern Brewer und Hallertauer Tradition. Zudem wurde Süßholzwurzel hinzugegeben.
Ins Glas fließt ein kaffeebraunes, eher klares Bier mit einer zu Beginn voluminösen, mittel- bis grobporigen Schaumkrone, die einen leichten, beigen Ansatz zeigt.
In die Nase steigen malzige, rauchige und Kaffee-Röstaromen, etwas Kräuter-artiges und fast einen Bourbon-Ansatz.
Der Antrunk ist süß, wie ein glasiertes, dunkleres Karamellbonbon, welches etwas abgebrannt ist. Im Trunk geht es aber schnell über in eine kräftig-röstige Kaffeenote, die hier auch gleich schon einen Bittereindruck mitbringt. Am Gaumen wärmt das Bier vom Nachhall den Rachenraum nochmals an.
Fazit: Historische, kreative Braukunst aus Pulheim. Das macht Lust auf mehr und vor allem auf einen Besuch am Heinenof. Starkes, dunkles Bier. Allein schon durch die Braukunst aufzuwerten.
9,0 HoppiPoints
Facts:
Alc. 6,5%
Bittereinheiten 30IBUs
Hopfen: Northern Brewer, Hallertauer Tradition
Food-Pairing: kräftiges Barbecue Schweinefleisch, Schoko-Mousse, zum Kaffee als Aperitif-Getränk.